Markus Brier – „Die Lust zu siegen, hört niemals auf!“

Markus Brier spricht im Interview über seinen Siegeshunger, der noch nicht gestillt ist, die Bedeutung eines Heimerfolgs auf der Legends Tour und die erfreuliche Tatsache, dass Österreich in der internationalen Golfszene eine immer größere Beachtung findet.

Markus Brier spricht im Interview über seinen Siegeshunger, der noch nicht gestillt ist, die Bedeutung eines Heimerfolgs auf der Legends Tour und die erfreuliche Tatsache, dass Österreich in der internationalen Golfszene eine immer größere Beachtung findet.

Du hast 2021 dein bestes Jahr auf der Legends Tour gespielt und bist in der Endabrechnung Dritter geworden. Du hattest sogar Chancen, die Order of Merit zu gewinnen, doch das Saisonfinale ist buchstäblich ins Wasser gefallen!

"Ja – leider! Die Tour Championship auf Mauritius stand unter keinem guten Stern. Zunächst konnte das Turnier coronabedingt im Dezember des Vorjahres nicht gespielt werden, sondern musste ins heurige Frühjahr verschoben werden. Am Ersatztermin in der ersten April-Woche sind wir dann im wahrsten Sinn des Wortes baden gegangen."

Das hört sich nach mehr als Salzburger Schnürlregen an!

"Das war es auch! Es war unglaublich, wie es an diesem Wochenende geschüttet hat. Wir haben es zwar ein paar Mal versucht, aber der Regen war teilweise so intensiv, dass sich richtige Teiche auf den Fairways gebildet haben. An einem Tag habe ich meine komplette Ausrüstung dreimal trockenlegen müssen, die Utensilien waren in meinem gesamten Hotelzimmer verteilt. Es war alles angerichtet, aber es sollte an diesem Wochenende einfach nicht sein."

Steckbrief

Dabei bist du aussichtsreich nach Mauritius gereist und hättest noch Chancen auf den Gesamtsieg.

"Die Ausgangsposition war so, dass vier Spieler noch Chancen hatten, die Order of Merit zu gewinnen. Ich hatte zwar schon einen etwas größeren Rückstand auf den Führenden Stephen Dodd und hätte in Mauritius gewinnen müssen, um ganz nach vorne zu kommen, aber allein beim Finale noch um den Gesamtsieg mitspielen zu können, war ein schönes Gefühl."

So ist es in der Endabrechnung 2021 hinter Dodd und dem Franzosen Thomas Levet Rang drei geworden. Bist du mit dieser Platzierung zufrieden?

"2021 war definitiv meine beste Saison auf der Legends Tour! Ich habe nicht nur beim European Senior Masters in England meinen ersten Turniersieg bei den Legenden gefeiert, sondern bin auch bei den Scottish Open Zweiter geworden. Dazu war ich noch dreimal in den Top-Ten, darunter bei den Rieger & Partner Legends am Murhof. Mit diesen Resultaten bin ich endgültig auf der Legends Tour angekommen."

Das heißt, dass dein Siegeshunger noch nicht gestillt ist?

"Ich spiele Turniere, um sie zu gewinnen! Klar freut man sich auch über einen zweiten Rang oder einen Top-Ten-Platz, aber im Endeffekt geht es um den Sieg. Das war so, als ich mit dem Golfsport begonnen habe und ist jetzt nicht anders. Mit diesem Mindset stehen auch alle Profispieler am Abschlag. Das beste Beispiel war die Aussage von Tiger Woods, der nach der schweren Beinverletzung vor seinem Comeback beim Masters in Augusta auf die Frage, ob er das Turnier gewinnen könne, geantwortet hat: ,Ja – ich kann es!‘ Die Lust zu siegen, hört niemals auf!"

Du hast auf der European Tour, die jetzt DP World Tour heißt, 2013 deine letzte Saison gespielt und bist 2018 auf der Legends Tour eingestiegen. Wie wichtig war es, dazwischen golferisch etwas kürzer zu treten?

"Ich bin 1983 vom ÖGV zu meinen ersten Amateurturnieren entsendet worden und war ab 1988 sozusagen Fulltime-Golfer. Ich war also 30 Jahre unterwegs, als meine Karriere auf der European Tour zu Ende gegangen ist. Damals habe ich schon dringend eine Pause gebraucht. Einerseits haben mir die vielen Reisen schon sehr zugesetzt, andererseits habe ich mit meinem Spiel zu kämpfen gehabt. Aber je länger die Auszeit gedauert hat, umso größer ist das Verlangen geworden, wieder Turniere zu spielen und auch zu gewinnen."

Mit dem Triumph im Vorjahr beim European Senior Masters in England hast du jetzt auf allen Profi-Touren Turniersiege gefeiert. Jetzt fehlt nur noch ein Heimerfolg bei den Riegler & Partner Legends.

"Der erste Anlauf im Jahr 2019, das Legends-Turnier am Murhof zu gewinnen, ist mit Platz 40 ziemlich danebengegangen. Damals wollte ich nicht nur das Turnier spielen, sondern als Gastgeber auch Gary Stangl und sein Team in organisatorischen Belangen unterstützen, doch darunter hat meine Performance sehr gelitten. Im Vorjahr habe ich zwei Runden lang vorne mitgemischt, am Ende ist es immerhin Platz acht geworden. Es geht jedenfalls in die richtige Richtung."

Einige deiner Konkurrenten haben nicht nur bei den bisherigen Legends-Turnieren am Murhof aufgeteet, sondern auch bei anderen Gelegenheiten wie dem Audi Circuit hier gespielt. Gibt es trotzdem noch einen Heimvorteil für dich?

"Ja – der Heimvorteil gilt immer noch, schließlich habe ich Anfang der 80er-Jahre meine ersten Runden am Murhof gespielt. Ich gehe mit dem Wissen zu diesem Turnier, dass ich es auch gewinnen kann. Aber Siege kannst du nicht erzwingen, die müssen entstehen. Dazu braucht es auch diesen Flow, bei dem du nicht mehr viel nachdenken musst, sondern in deinem Spiel fast alles wie von selbst funktioniert."

Mit welchen Zielen gehst du in die Saison 2022?

"Der Heimsieg bei der Riegler & Partner Legends steht auf meiner Agenda ganz oben. Das würde mir extrem viel bedeuten, aber wie gesagt, das muss passieren. Ich möchte natürlich auch in der Order of Merit vorne mitmischen. Das wird aber nicht leichter, denn es kommen jedes Jahr einige neue Spieler dazu. Heuer sind es mit Niclas Fasth und Michael Jonzon zwei starke Schweden, die auch am Murhof spielen werden. Ich bin schon gespannt, wie die beiden drauf sind."

Du hast mit deinen Erfolgen eine wichtige Vorreiterrolle im österreichischen Golfsport übernommen. Wie sehr freut es dich, dass deine Nachfolgerinnen und Nachfolger ebenfalls für positive Schlagzeilen sorgen?

"Es freut mich sehr, dass Österreich auf internationaler Ebene für großes Aufsehen sorgt. Die Ryder-Cup-Teilnahme von Bernd Wiesberger, der Sieg von Sepp Straka auf der PGA-Tour, die starken Ergebnisse von Matthias Schwab und Lukas Nemecz, die tollen Perspektiven von Niklas Regner – das ist alles ebenso erfreulich wie die starken Vorstellungen von Christine Wolf, Sarah Schober und Emma Spitz bei den Damen. Hier hat auch der Österreichische Golfverband einiges richtig gemacht, denn viele dieser Spielerinnen und Spieler haben die verschiedenen ÖGV-Kader durchlaufen. Früher wurde gerne Dänemark als Paradebeispiel für gute Nachwuchsarbeit eines kleinen Landes genannt – jetzt immer öfter Österreich!"

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